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"Wir empfanden es alle als ein Wunder"

14. Januar 1967: Das Human Be-In im Golden Gate Park, ein "Gathering of The Tribes", wird zur kollektiven Bewusstseinserweiterung.

"Die Wurzeln des Be-In entwickelten sich, als ich mit Michael Bowen auf der Haight Street saß und wir eine Gruppe Hippies beobachteten, die mit Schildern in der Hand die Straße runter rannten, weil ihre Kommune von der Polizei durchsucht worden war... Sie sahen wütend, bösartig und aggressiv aus, als sie die Polizeiwache umzingelten. Wir dachten, es müsste noch einen besseren Weg geben, es dem Establishment zu zeigen, ohne sich auf dessen Niveau zu begeben. Zwei Monate später beschlossen wir, eine Feier statt einer Demo zu machen, und wir riefen Bands zusammen, die gerade in Haight-Ashbury überall aus dem Boden sprossen. Wir bekamen die Genehmigung... Wir brachten Pilze und Blumen zum Büro des Bürgermeisters. Das brachte uns landesweite Aufmerksamkeit, und so kamen etwa 2000 Leute, um mitzumachen. Wir merkten, dass wir das symbolische Zentrum der Bewegung eingefangen hatten. Also überlegten wir, eine andere Aktion zu machen, noch größer und noch spontaner."

Die Idee des Be-In kam an – eine Idee, dessen Zeit gekommen war (heute ist das ein Klischee, damals war das noch nicht so). Es hätte wohl so nicht viele helle Köpfe unter den Organisatoren entzünden, die Phantasie und Neugier so vieler Wohlmeinender entfachen können, hätte es nicht den Nerv der Counterculture getroffen. Unter denen, die sich außerhalb des Mainstreams sahen, verbreitete sich die Neuigkeit wie ein Lauffeuer. Es brachte Leute zusammen, die nicht mehr gemeinsam hatten als zusammen das Leben zu feiern, im Park, an dem Tag, in diesem Augenblick der Geschichte.

Es gab keinen starken Anreiz, keinen Status-Symbolismus, keine krassen Geschäftsinteressen, die dahinter standen. Auch wenn die Diggers, diese Super-Hippies ziemlich skeptisch waren über die Motive hinter der Aktion. Ex-Digger Peter Coyote meint auch heute noch, ohne Groll: "Es war eine Merchandising-Kampagne der Haight-Ashbury-Händler. Sie wollten ein landesweites Bewusstsein für Haight-Ashbury schaffen." Ron Thelin vom Psychedelic-Shop lacht darüber nur: "Bullshit, absoluter bullshit. Es war eine schöne Aktion. Und die Schönen kamen."



Das Be-In zog Tausende von Neuankömmlingen an. Die Atmosphäre in den Tagen davor war überwältigend. Überall tauchten "Willkommen"-Schilder auf – auf schwarzen Brettern, in Fenstern, in der Untergrund-Presse. Jeder, der Sympathie für die Aktion hatte, war aufgerufen, zu kommen, eine Blume, ein Musikinstrument oder Glöckchen mitzubringen.

Helen Perry, Autorin des Buches The Human Be-In, erinnert sich, dem Aufruf gefolgt zu sein: "Zwei Tage vorher ging ich in einen Laden auf der Haight Street und kaufte eine silberne Kette mit Glöckchen – aus Indien, wie mir der Mann hinter dem Tresen sagte – und ich hatte das Gefühl, einen monumentalen Schritt gemacht zu haben."

Mehr als 20.000 Menschen kamen. Charles Perry, ein Hippie aus Berkeley, sagt, der Anblick habe ihn weggeblasen: "Ein scheinbar endloses Meer aus Menschen, Zehntausende. Und all waren hier für einen Zweck, der sich nicht in Worte fassen lässt, auch wenn ein unaufhörlicher Wortschwall von der Sprecher-Plattform am östlichen Ende des Geländes herüberkam. Die Diggers hatten Tische aufgestellt, um Tausende von Truthahn-Sandwiches zu verteilen. Owsley Stanley [der LSD-Produzent jener Tage] hatte Dutzende Truthähne dafür gespendet, ebenso sein neuestes LSD, White Lightning, und die Leute gingen umher und gaben diese weißen Tabletten aus."

Helen Perry sagt, es sei ein Strom aus Männern, Frauen, Kindern, Babies, Hunden gewesen. Die Hunde blieben friedlich, die Babies schrien nicht. Die Hell's Angels verdingten sich als Babysitter, während die Bands spielten und die Dichter vorlasen. Alles war schwerelos, und das Licht über dem Park war klar und sauber, es war ein perfekter warmer Wintertag in San Francisco. Kinder rannten nackt herum, Fahnen wurden geschwenkt wie bei einem mittelalterlichen Spektakel. Auch wenn aus diesem "Gathering of The Tribes" kein Monterey Festival, keine LA Love-Ins, kein Versuch, das Pentagon schweben zu lassen, gefolgt wäre, wäre es immer noch ein epochales Ereignis gewesen. Mit ihm begann eine massive Bewusstseinserweiterung.

"Mitten am Nachmittag kam aus einem klaren, stillen Himmel ein Mann an einem aufgeblähten Fallschirm heruntergesegelt, der wie eine Wolke aussah, die heruntertrieb. Niemand hatte ihn angekündigt, aber die Botschaft schien geräuschlos durch die Menge zu gehen... Kein Flugzeuglärm verriet, woher er kam, und wir empfanden es alle wie ein Wunder", schreibt Helen Perry.


Aus: Derek Taylor, "It Was Twenty Years Today", 1987, S. 178 - 181
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Der Summer of Love – aus heutiger Sicht
Human Be-In im Golden Gate Park
Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band
Chronik von 1967
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