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Was sind Online-Communities?

Alle reden drüber, aber kaum einer kann genau sagen, was Online-Communities sind. Schaut man sich im Netz um, stellt man fest, dass der Begriff nicht scharf definiert ist: Da gibt es sowohl Virtual als auch Online-Communities. Manchmal, aber nicht immer werden auch Community-Plattformen selbst wie Facebook oder Myspace als Online-Communities bezeichnet.

Howard Rheingold hat in seinem Buch The virtual community (1993) den Begriff als erster ins Spiel gebracht. Da es damals noch kein Web wie heute gab, bezog er sich auf Usenet-Gruppen, Chatrooms und Mailinglisten.

Der Blogger Lee LeFever hat eine brauchbare Unterscheidung getroffen:
zwischen „Traditional Online Communities“ (im Sinne von Rheingold) und „Social Networking Communities“ (Web 2.0). Letztere unterscheiden sich von ersteren durch:

– eine andere Verwendung des User-Profils (der für ihn wichtigste
   Unterschied),
– Identität ohne Zusammenarbeit,
– Explizite Beziehungen mit Foren und Menschen,
– Bildung neuer Foren und Gruppen,
– Netzwerk-zentrierte Navigation.

Mehr dazu unter: http://www.commoncraft.com/archives/000834.html

Man kann darüber streiten, ob auch Plattformen wie Facebook als Online-Communities sind, weil sie eigentlich nur Werkzeuge zur Verfügung stellen. Echte Communities mit gemeinsamem Interesse und womöglich gemeinsamer Identität entstehen dann auf diesen Plattformen.

In Anlehnung an die alte Unterscheidung zwischen Gemeinschaft (Community) und Gesellschaft (Society), wie sie z.B. von Ferdinand Tönnies (1887), Helmut Plessner (1924) oder Emile Durkheim vertreten worden ist (Auszug aus der Wikipedia steht unten), könnte man:

– Plattformen wie Facebook als „Online-Society“ oder „Online-Gesellschaft“ bezeichnen, weil sie das Kriterium der genannten Soziologen erfüllen,
– und von Online-Communities mit gemeinsamen Interessen zu unterscheiden. Die kann man dann wie LeFever noch mal in traditionelle und social-networking unterteilen.

Ein lesenswerter Text über Eigenarten und Probleme der neuen Social Networking Communities ist Friends, Friendsters, and Top 8: Writing Community into being on social network sites von Danah Boyd in First Monday, Vol. 11, No. 12 (Dezember 2006). Darin geht es auch um die spannende Frage, inwiefern technische Vorgaben von Plattformbetreibern die Community-Bildung beeinflussen.

Und hier noch ein Abschnitt aus der Wikipedia zur Unterscheidung Gesellschaft vs. Gemeinschaft:

>>Eine besondere Untersuchung über den grundsätzlichen Unterschied zwischen Gemeinschaft und Gesellschaft stammt von dem deutschen Soziologen Ferdinand Tönnies (1855-1936) in Gemeinschaft und Gesellschaft von 1887 (viele Auflagen). Tönnies entwickelte darin den Ansatz, dass „Gemeinschaft“ und „Gesellschaft“ beide den Gegenstand der (von ihm damit in Deutschland begründeten) „Soziologie“ ausmachten.

Beide sind ihm Formen sozialer Bejahung, wobei der Wille, sich als einen Teil eines Kollektivs zu sehen (sich selbst notfalls als Mittel, das Kollektiv als Zweck – der Wesenwille), „Gemeinschaften“ ausmache – indes der Wille, sich eines Kollektivs als eines Mittels zum eigenen Nutzen zu bedienen (der Kürwille), „Gesellschaften“ konstituiere.

In der Reinen Soziologie der Begriffe schlössen also die Begriffe „Gemeinschaft“ und „Gesellschaft“ einander aus (er nennt solche Begriffe Normaltypen); in der empirischen Welt, dem Feld der Angewandten Soziologie, erscheinen sie hingegen nach Tönnies immer gemischt. Als Sonderformen unterscheidet Tönnies dann zwischen den „Gemeinschaften des Blutes“ („Verwandtschaft“), „des Ortes“ („Nachbarschaft“) und „des Geistes“ („Freundschaft“).

In seinem Spätwerk Geist der Neuzeit wandte Tönnies diese Begriffe an und folgerte, dass im (europäischen) Mittelalter die „Gemeinschaft“ die vorwiegende Anschauungsweise gewesen sei, in der man Kollektive verstanden habe, dass sich dies aber mit der Neuzeit zu Gunsten der Anschauung gewandelt habe, alle Kollektive eher als „Gesellschaft“ zu verstehen.

Der französische Soziologe Émile Durkheim traf die in Fachkreisen verbreitete Unterscheidung zwischen mechanischer und organischer Solidarität. „Mechanische Solidarität“ beruht nach ihm auf der Gleichheit der Kompetenzen der Mitglieder, „organische Solidarität“ auf ihrer Unterschiedlichkeit. Mit „mechanischer Solidarität“ wird die Unterscheidung nach außen deutlicher („Wir Arbeiter“, „Wir Deutschen“, „Wir Frauen“), während in der organischen Solidarität die gegenseitige Ergänzung (Arbeitsteilung) zu einer Einheit deutlich wird (Mann und Frau in der Familie, verschiedene Spezialisten in der arbeitsteiligen Volkswirtschaft). Dauerhafte Gemeinschaften haben sowohl mechanische als auch organische Elemente.

Der deutsche Soziologe Max Weber erörtert, an Tönnies angelehnt, "Vergemeinschaftung" in Wirtschaft und Gesellschaft.

Die Kommunitarismus-Diskussion, ausgehend von den USA, benutzt vergleichbare Auffassungen von Community, ohne die „Gemeinschafts“-Diskussion in der europäischen Soziologie nennenswert rezipiert zu haben.<<

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Gemeinschaft#Soziologische_
Theorie_im_engeren_Sinn



zusammengetragen von nbo


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